
2017
»Menschen und Götter«
Heitere und nachdenkliche Geschichten aus der vernichteten Welt des Ostjudentums
Literarisch-musikalischer Nachmittag mit Friedrich-Wilhelm Junge (Lesung) und
Michael Fuchs (Flügel)
Es war ein eindrucksvoller Nachmittag: Friedrich-Wilhelm Junge und Michael Fuchs lockten etwa 130 Zuhörer in den Luthersaal und hörten vier Geschichten von verschiedenen osteuropäischen jüdischen Autoren aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit Improvisationen am Flügel.
Die Kultur des Ostjudentums, grausam zerstört in der Zeit des Nationalsozialismus, erfüllte den Raum. Die Geschichte von Mechele, der sich vorstellt und von sich erzählt, dabei immer wieder abschweift und sagt, »aber das wollte ich ja gar nicht erzählen …« oder die Geschichte vom Diamanten, der vergraben wird und vor lauter Tradition und Geheimniskrämerei im Laufe der Generationen die Familien zerstört.
Wir lauschten der Geschichte »Menschen und Götter« die von der Jüdin und der Christin erzählt, die nebeneinander wohnen und gemeinsam alt werden und deren Söhne nach Amerika ausgewandert sind – wenn da nur nicht die beiden Götter wären, die sich bekämpfen und die unterschiedlichen Feiertage, die argwöhnisch und abschätzig von der jeweils anderen beäugt werden.
Und schließlich die Geschichte von Scholem Aleichem »Eine Hochzeit ohne Musikanten«, die sehr lebendig erzählt, wie es den schlauen Juden eines Ortes gelang, die »Progrom-Schurken« ins Leere laufen zu lassen. Humor und Satire der feinsten Art verfasst in einer unerhört reichen Sprache!
Es ist der tiefgründige Humor aller vier Geschichten, die einen schmunzeln und auch immer wieder lachen lässt, die blumige und bildhafte Erzählung und nicht zuletzt war es die besondere Vortragskunst von Friedrich-Wilhelm Junge, die den Nachmittag zu einem Erlebnis werden ließ und Spenden von über 700 € für die Stiftung erbrachte.
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